Zwift Tri Series
Wie man auf Zwift Rennen gewinnt (oder auch nicht)
Wie bereitet man sich auf etwas vor, wenn man nicht so genau weiß, auf was eigentlich? Ja ich weiß, was man bei einem Radrennen von 40km ungefähr zu erwartet hat, aber auf Zwift?
Ich hatte ja keine Ahnung…
Das erste Rennen - ohne Plan
Genau so lief auch das erste Rennen. Ich hatte einfach keine Ahnung. Weder wie viel Watt ich über wie lange Zeit aktuell wirklich treten kann, noch wie man so ein Zwift Rennen taktisch angeht.
Währenddessen hatte ich überhaupt keinen Überblick, wo im Feld ich mich eigentlich befinde. Danach hatte ich zwar eine Platzierung, aber auch die half mir wenig, meine Leistung einzuschätzen, weil mir der Maßstab fehlte. Für mich war das alles nur ziemlich verwirrend.
Rennstrategie - Erfahrung macht schneller
Ab dem zweiten Rennen der Zwift Tri Series hatten wir Frauen einen getrennten Start von den Männern. Das war super, denn so hatte ich endlich einen Überblick.
Und einen Plan. Denn mit jeden gefahrenen Rennen konnte ich meine Leistungsfähigkeit besser einschätzen und realistischere Annahmen treffen, wie viel Watt ich wie lange durchhalte. Pläne gehen natürlich nie auf und die Rennen waren in den ersten Minuten so hart, dass ich gar nicht mehr darüber nachdenken konnte, wie ich das eigentlich angehen wollte.
Doch es wurde von Woche zu Woche besser. Ich verstand so langsam, wie dieses Rennen fahren auf Zwift funktioniert, wie man Watt spart und wann man besser reintreten sollte. Es fing an, richtig Spaß zu machen.
Auch die Konkurrenz wurde größer und stärker, mehr Teams und Fahrerinnen meldeten sich für die Serie. Es ist schon recht amüsant und motivierend, wenn man nun virtuell mit / gegen genau die gleichen Radfahrerinnen fährt, wie im Winter beim Cyclocross oder letzten Sommer auf der Straße.
Der Zielsprint - Timing ist alles
Bei Rennen vier schaffte ich es dann endlich, in der Spitzengruppe in Richtung Zielgerade zu fahren, aber nur, um im Sprint dann völlig zu versagen.
Es fuhren mir einfach alle weg. Anders als auf der Straße, sieht man es den Leuten nicht an, dass der Sprint gleich eröffnet wird. Keine nervösen Blicke, kein Umgreifen an den Unterlenker, keine Verzögerung im Tempo. Es wird nur schneller und schneller und plötzlich noch viel schneller. Ich war entweder zu spät oder mein Beine versagten einfach.
Die zwei wichtigsten Erkenntnisse meiner bisherigen Sprint-Missgeschicke:
- viel früher anfangen zu sprinten
- den Windschatten ausnutzen
Also einfach mit Vollgas hinterher, wenn jemand das Tempo anzieht, auch wenn der Kopf intuitiv sagt, dass es mit 750m vor dem Ziel viel zu früh ist. In Rennen sieben ging der Plan endlich (fast) auf. Zeitgleich mit der Ersten überquerte ich die Ziellinie.
Ich fiel fast vom Rad. Das war der härteste Sprint den ich je gefahren bin. Oder vielleicht auch der einzige, den ich überhaupt richtig gefahren bin. Ich wusste gar nicht, dass ich so was kann. Nachdem der erste Schmerz und die Atemnot vorbei war, konnte ich wieder auf den Bildschirm gucken. Mein Avatar stand am Straßenrand als wäre nichts passiert und wartete nur darauf, weiter zu fahren. Merkt der denn nicht, wie ich mich fühle?!?
Die Daten - zählt wirklich nur W/kg?
Mit jedem Rennen konnte mich mehr verausgaben. Gefühlt war die Anstrengung jedes Mal maximal, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, mich durch die Gewöhnung und Erfahrung mehr ausbelasten zu können. So als würde mein Körper sagen „das haben wir letztes Mal ja auch überlebt, lass uns diesmal noch 1% mehr wagen“. Vielleicht ist das die berüchtigte „Rennform“. Nur beim letzten, da hatte ich einfach einen schlechten Tag.
Hier sehr ihr, wie dies in Watt bei mir aussieht (unten ist das erste Rennen).
Das Gewicht ist wirklich mein Gewicht. Ich liebe Daten und hasse Unfairness; es ist letztendlich nur eine Zahl. Ich glaube, wenn wir offener damit umgehen und uns endlich von „Leichter ist Besser“ verabschieden, würde uns das allen sehr gut tun.
Denn nein, es zählt nicht nur die gewichtete Leistung aus W/kg. Man kann nicht nur im realen Straßenrennen, sondern auch bei Zwift energiesparend fahren, den Windschatten ausnutzen, bergab rollen lassen und richtig reintreten, wenn es sich lohnt.
Natürlich kann man in keinem Rennen mit wenig Leistung, egal ob absolut oder gewichtet, ganz vorn mitfahren. Wer lange viel treten kann, wird auch nicht Letzte werden. Doch zum Radfahren gehört mehr als nur W/kg, auch bei Zwift, wenn auch in anderer Weise als auf der Straße.
Ich zumindest hatte viel Spaß, konnte mich durch die neue Herausforderung motivieren und habe einiges gelernt. Denn jetzt wird es ernst!
Triathlon Bundesliga
Sonntag startet das erste offizielle Rennen der 1. und 2. Triathlon Bundesliga. Ich kann es kaum erwarten.
Live könnt ihr das Rennen auf triathlonbundesliga.de und Facebook verfolgen. Kommentiert wird es von den bewährten Bundesliga-Kommentatoren Hartwig Thöne und Daniel Unger.
Schaltet ein oder fahrt auf Zwift selbst mit, denn das Rennen ist offen für alle.