Wettkampf-Alternative
Die offensichtliche Lösung des Problems ist es, sich „einfach“ einen Ersatz zu suchen.
So ganz einfach ist das natürlich nicht, denn das Angebot ist unüberschaubar groß und man weiß gar nicht so recht, welche Art von Challenge überhaupt die passende für einen ist. Außerdem kann es auch eine mentale Herausforderung sein, sich auf ein ganz neues und bisher unübliches Ziel zu fokussieren. Für mich was es das auf jeden Fall.
Wenn ihr mehr der Wettkampf-Typ seid, der sich gern mit anderen oder mit sich selbst misst und den direkten Vergleich nicht scheut und sich im Training eben dadurch motiviert, der die Aufregung vorher liebt, dann würde wir definitiv empfehlen, eine neue Wettkampfform wie Virtual Racing zu probieren oder KOM / QOM zu jagen.
Denjenigen von euch, die im Wettkampf eher auf die eigene Leistung fokussiert sind, würden wir eher zum eigenen Herausfordern raten. Wer einfach gern schnell unterwegs ist und im Wettkampf danach streben, eine neue Bestzeit aufzustellen, kann genau das zu seinem neuen persönlichen Rennen erklären. Wenn du eher Wettkämpfe bevorzugst, die dich auf andere Art als die Geschwindigkeit herausfordern, weil sie besonders lang oder schwer sind, dann kannst du dir natürlich auch dazu passende Herausforderungen suchen.
Virtual Racing
Rennen in einer virtuellen Welt zu bestreiten kommt aus meiner Sicht dem „echten“ Rennen am nächsten. Man steht (virtuell) mit anderen an einer Startlinie, rast durch eine (virtuelle) Welt, kämpft sich durch zum (virtuellen) Zielstrich, aber die Anstrengung ist ganz real und kein bisschen anders.
Abgesehen vom Equipment und dem Zugang zu einer Plattform, braucht es sonst nicht viel. Anmelden, warmfahren, starten. Fast wie beim lokalen Radrennen. Meistens hat man bei der Anmeldung zwischen verschiedenen Kategorien die Wahl, sodass man mit Gegnern auf ähnlichem Niveau fährt, was natürlich mehr Spaß macht.
Ohne Frage fährt es sich auf einem Rollentrainer anders als auf der Straße oder im Gelände und ich will nicht sagen, dass man das eine durch das andere völlig ersetzen kann.
Die Unterschiede beim Fahren, in der Taktik oder der Gruppendynamik spürt man sofort. Am Anfang fühlte es sich für mich sehr komisch an und ich stellte immer wieder den Vergleich zu „normalen“ Rennen an. Bringt aber nichts, denn es ist und bleibt eine andere Welt, die man aber trotzdem für sich nutzen kann und in der an Spaß am Rennen fahren haben kann.
Wenn man sich darauf einlässt, können virtuelle Rennen Spaß machen und eine gute Motivation für das Training sein. Der simulierte Wettkampf mit Startlinie, Countdown, Ergebnislisten usw. Bringt auch ein bisschen „echtes“ Feeling und Anspannung. Mir zumindest hilft das, wirklich meine volle Leistungsfähigkeit abzurufen. In einem virtuellen Rennen erreiche ich höhere Leistungswerte, als wenn ich allein einen Test ohne Simulation fahre. Ein bisschen Wettkampfatmosphäre kann man sich also auch in den eigenen vier Wänden schaffen.
Segmente - QOM / KOM
Sowohl Strava auch als Garmin bieten die Möglichkeit, kleine (virtuelle) Pokale zu gewinnen. Auf definierten Segmenten (die du auch selbst einrichten kannst) fährst oder läufst du gegen alle, die bisher dort gefahren / gelaufen sind und ihre Daten über die Plattform veröffentlich haben.
Der schnellste Mann und die schnellste Frau bekommt eine Krone als King und Queen of the Mountain. Keine Sorge, das Segment muss dafür nicht bergauf gehen.
Als Wettkampfersatz kannst du gezielt verschiedene Segmente angehen. Je nach Länge konzentriert man sich entweder auf ein einzelnes oder plant vorher eine Runde, auf der mehrere liegen.
Verschiedene Kategorien (nach Geschlecht, Alter usw.) und Daten (Leistung, Herzfrequenz usw. ) ermöglichen einen differenzierten Vergleich deiner Leistung zu anderen. In der Auswertung kannst du auch deine eigene Leistungsentwicklung detailliert nachvollziehen und dir persönliche Ziele setzen.
Um dir die Segmente während deiner Aktivität auf deinem Fahrradcomputer oder Sportuhr anzeigen zu lassen, brauchst du zumindest bei Strava einen Premium-Account. Der ist aber vergleichsweise zu Startgeldern bei Wettkämpfen günstig. Dann wird dir auch angezeigt, wie viel schneller (oder langsamer) im Vergleich zu deiner eigenen Bestleistung oder dem KOM bist, was sehr motivierend wirkt und zu einem zusätzlichen Energieschub verhelfen kann. Fast so als würden Kontrahent direkt neben dir fahren.
Neue Bestzeiten
Während Virtual Racing uns unsere Gegner sozusagen ins Wohnzimmer (oder wo auch immer wir auf unserem Rollentrainer oder Laufband sind) bringt oder durch Segmente deren Bestzeiten immer verfügbar sind, kann man natürlich auch sich selbst herausfordern. Wer hätte nicht gern eine neue Bestzeit oder -leistung?
Über welche Distanz / Dauer du dich herausfordern willst, kannst du dabei völlig frei entscheiden.
Von der Umsetzung ist dies sicherlich die einfachste Lösung. Man wird eben selbst zum eigenen Wettkampfveranstalter, plant eine verkehrsarme Strecke der gewünschten Länge oder absolviert sie zu Hause auf dem Rollentrainer / Laufband und bereitet alles vor, wie man es braucht. Bei längeren Strecken empfiehlt es sich, vorher irgendwo versteckt eine Flasche oder andere Verpflegung zu deponieren oder man entscheidet sich für mehrere Runden und stellt zu Hause die Verpflegung bereit. Mit Glück kann man ein Familienmitglied motivieren, dass einen zumindest beim Laufen mit dem Rad begleitet und versorget oder sogar das Tempo macht.
Außer einer Uhr zum Aufzeichnen braucht es nicht mehr. Schon kann der Wettkampf gegen einen selbst starten.
Viele Sportuhren ermöglichen die Einrichtung eines virtuellen Partners, der auf einer bisherigen Bestleistung beruht. Das kann währenddessen helfen, sich zu motivieren und die Leistung / Pace aufrecht zu erhalten.
Alternative Challenges
Wenn dich weder Gegner, noch Bestzeiten besonders interessieren, gibt es trotzdem Herausforderungen, die für neue Motivation sorgen können. Sie anzugehen, kann gut einen Wettkampftag ersetzen und gibt dir für das Training neue Ziele.
Recht unkreativ, aber trotzdem ein erhabenes Gefühl bringt das Fahren oder Laufen einer bisher noch nicht geschafften Distanz mit sich. Dabei ist es egal wie lang sie ist, solange es für dich eine Herausforderung darstellt. Der eine möchte zum ersten Mal 100km Rad fahren, ein anderer 200km. Bei dieser Challenge steht nicht die absolute Zahl oder der Vergleich mit anderen im Vordergrund, sondern ganz allein du und deine eigenen bisherigen Grenzen.
Anstatt einer langen Strecke können auch viele Höhenmeter oder schwierige Wege im Gelände eine Herausforderung werden. Dabei lohnt es sich, auch abseits der klassischen Triathlon-Disziplinen sich umzusehen. Wie wäre es mit Trailrunning, Mountainbike oder kleinen Challenges im home gym?
Mein Fazit
Das wichtigste muss aber nochmal gesagt werden: habe Spaß! Das ist der Grund warum wir dir diese Alternativen vorstellen und wie man sie am besten umsetzt. Nicht weil für uns nur die Leistung zählt, ganz im Gegenteil, sondern weil wir wollen, dass ihr Spaß am Sport habt!
Ich persönlich habe mich für virtuelle Rennen auf Zwift entschieden. Nachdem ich meine anfängliche Skepsis überwunden hatte, fing es an, Spaß zu machen, bis sich der Schmerz, den man aus jedem Rennen kennt, einstellte. Der zumindest ist kein bisschen anders. Und die Vorfreude auf die Ziellinie auch nicht.
Nur die Zuschauer, der eine Gegner, mit dem man sich bei jedem lokalen Wettkampf duelliert, das Stück Kuchen in der Zielverpflegung, der Ansager, der einen schon mit Namen kennt, der nervöse Blick auf die Streckenplanung, weil man eben doch nicht genau weiß was kommt, die Umarmung mit seinen liebsten Gegnern im Ziel, die Überraschungen und Herausforderungen, die während eines Wettkampfes in der realen Welt halt kommen, die fehlen. Und sie fehlen mir sehr! Aber trotzdem ist es für mich eine ziemlich gute Alternative.